Vom 02. bis 03. November 2019 lud der TYPO3 Usergroup Rhein Ruhr e.V. wieder ins Unperfekthaus zum TYPO3camp RheinRuhr (T3CRR). Die Veranstaltung ist ein klassisches BarCamp zum Thema TYPO3. Es gibt keine feste Tagesordnung und jeder ist eingeladen eine Session zu halten. Dies kann ein Vortrag, Diskussionsrunde, Hands-on oder jedes andere Format sein.
Der erste Tag beginnt um 10 Uhr mit der Sessionplanung. Es können nicht nur Vorschläge für Sessions eingericht, sondern auch Wünsche geäußert werden. So beginnt mein Tag mit zwei offenen Diskussionsrunden über Agile Führungskräfte und Barrierefreiheit.
Meine erste Session hatte eigentlich wenig mit TYPO3 zu tun, jedoch mit unserer Arbeitswelt. Zu der Fragestellung »Agile Führungskräfte – Was bedeutet das?« wurde angeregt – teilweise hitzig – diskutiert. Schnell wurden auch Themen, wie das Menschenbild X vs. Y oder Beyond Budgeting angesprochen. Diese Themen sollten dann auch noch am nächsten Einzug in weitere Sessions bekommen. Das Thema Agilität ist nicht mehr nur ein Thema für einzelne Teams, sondern für das ganze Unternehmen. Mitarbeiter sollten daher denken, wie Unternehmer, müssen jedoch auch die richtigen Rahmenbedingungen erhalten.
Bereits im Vorfeld habe ich mir eine Session zum Thema „Barrierefreie Umsetzung von TYPO3-Projekten“ gewünscht. Leider kann zu diesem Thema niemand referieren. Da es jedoch weitere Interessenten gibt, haben wir einfach eine Diskussionsrunde gestartet.
Generell scheint das Thema ein wenig schwammig zu sein. „Es kommt darauf an, …“ ist eine Phrase, die häufiger fällt. Es werden viele verschiedene Gründe genannt, warum ein Webseiten-Besucher in der Rezeption der Inhalte eingeschränkt ist. Es gibt daher nicht „den Anwendungsfall“. Es gibt schließlich Menschen mit verschiedenen Einschränkungen: blinde Menschen, gehörlose Menschen oder Menschen, die Schwierigkeiten haben Texte zu erfassen. Aber auch eine Rot-Grün-Schwäche kann einschränkend sein. Ebenso kann die „Optionsparalyse“ auch Menschen ohne körperliche oder geistige Einschränkung das Bedienen einer Website (vor allem des TYPO3-Backends) erschweren.
Eine gute Anlaufstelle für eine Zertifizierung von Webseite, die für einen öffentlichen Träger erstellt werden werden, ist der BITV-Test. Ein Bestehen des Tests kann nur Hand-in-Hand mit den Redakteuren geschehen. Schlechte Texte (im Sinne der Barrierefreiheit) oder beispielsweise fehlende Alt-Attribute können schnell dazu führen, dass der Test nicht bestanden wird. Eine teure Angelegenheit! Projekte sollten daher großzügig budgetiert werden, um diesen zusätzlichen Aufwand zu berücksichtigen. Zudem kann eine Abgrenzung der Leistungen sinnvoll sein, um die Aufgaben des Auftragnehmers und die des Auftraggebers klar abzugrenzen und um Regressansprüche abzuwehren.
Nach einer kurzen Stärkung im Erdgeschoss (es gibt keine festen Pausenzeiten) ist der Talk von Mario meine nächste Session. Es geht um den Aufbau einer Meetingkultur. Während man über Probleme, wie beispielsweise unpünktliche Teilnehmer spricht, erreiche ich den Sessionraum im vierten Stock. Ich war natürlich zu spät! 😅
Die Rahmenbedingungen sollten vom ganzen Team beschlossen und geteilt werden. Offenheit, Transparenz, Fokus und Respekt sind wichtige Bausteine für erfolgreiche Meetings.
Darüber hinaus sollten die folgenden Regeln beachtet werden:
Jedes Meeting sollte einen Zweck verfolgen. Es sollte also immer ein Ziel formuliert werden, welches mit einem Meeting erreicht werden soll.
Bereits vorher sollten die Teilnehmer über die Inhalte des Meetings in Form einer Agenda informiert werden. Das verhindert nicht nur das Abschweifen, sondern ermöglicht den Teilnehmern auch, sich auf das Meeting vorzubereiten.
Um konstruktiv an einem Meeting teilzunehmen sollte sich jeder Teilnehmer vorbereiten. Daher sollte man sich mindestens zehn Minuten vor einem Meeting Zeit nehmen, um sich mit den Inhalten der anstehenden Agenda vertraut zu machen. Eine Idee wird von einem Teilnehmer in den Raum geworfen: man könnte generell die ersten zehn Minuten jedes Meetings nutzen, indem sich jeder auf das Meeting vorbereiten kann.
Ein Meeting findet in einer festen(!) Timebox statt. Das Priorisieren von Themen hilft dabei, dass wichtige Themen zuerst behandelt werden. Ist die Zeit vorbei, werden neue Ziele definiert und gegebenenfalls ein weiteres Meeting angesetzt.
Die Redezeit der Teilnehmer wird begrenzt. Der Moderator sorgt dafür, dass jeder zu Wort kommt. Stille Teilnehmer werden nach Ihrer Meinung gefragt und aktiv in die Diskussion integriert.
Keine mobilen Geräte! Während des Meetings ist das Verwenden des Smartphones verboten.
Jeder hat den Hut auf und sollte zu einem erfolgreichen Meeting beitragen.
Leider muss ich den Vortrag früher verlassen, um pünktlich bei meiner TYPO3-Zertifizierung zu sein.
Ich darf mich jetzt „TYPO3 CMS Certified Developer“ nennen.
Am Abend gibt es noch eine Auffrischung zum Thema Requirements-Engineering. Diesmal im Raum 404, wo Talks in Englisch gahalten und zudem aufgezeichnet werden. Peter stellt die Techniken des Kano-Modells und der Mendelow-Matrix vor.
Die Videoaufzeichnung wird demnächst hochgeladen. Eine deutschsprachige Aufzeichnung kann man jetzt schon auf YouTube sehen.
Roland setzt sich nach eigenen gesundheitlichen Problemen für den Arbeitsschutz in der IT ein. Schlechte Arbeitsbedingungen machen krank. In Workshops und Voträgen klärt er über die Thematik auf und präsentiert Lösungen. In regelmäßigen YouTube-Videos macht Roland zudem auf das Thema aufmerksam. Er verspricht, dass der Humor in seinen Videos noch flacher wird.
Die Sessionplanung beginnt pünktlich um 10 Uhr. Ich bin schon ein wenig früher da und genieße das leckere Frühstück im Unperfekthaus.
Eigentlich hatten ein Arbeitskollege und ich eine Präsentation zum Thema »Von der Designkomponente zum TYPO3-Content-Element« vorbereitet. Überraschend melden sich Benni und Hannes ebenfalls zu diesem Thema. Wir beschließen eine spontane und vermutlich leicht chaotische Session zu dritt zu geben.
Benni hat einen Talk von den TYPO3 Dev Days 2019 dabei. Technisch ist es kein Problem eine andere Rendering-Engine als Fluid in TYPO3 zu verwenden. Hannes und ich stellen unsere Motivation dar, warum wir Twig verwenden wollen. Benni bleibt skeptisch – wir spielen „good Cop, bad Cop“. Wir Befürworter verwenden Design-Systeme. Hannes setzt auf die Patternlab, wir verwenden Malvid. Wir beide bekommen zumeist Frontend-Templates von anderen Teams oder Agenturen bereitgestellt, die in TYPO3 integriert werden sollen. Dadurch ist es nur vorteilhaft, Templates nicht in die Fluid-Syntax kopieren zu müssen, sondern direkt zu verwenden.
Eine voll-funktionsfähige Twig-Extension für TYPO3 Version 9 und Version 10 gibt es auf Packagist zum Download. Hannes hat ebenfalls zwei Extensions bei GitHub hochgeladen.
Die Session wird auf Video aufgezeichnet und wird demnächst auf YouTube hochgeladen.
[UPDATE 04.11.2019 13:50 UHR] Die Session konnte nicht aufgezeichnet werden, da nicht genügent Mikrofone vorhanden waren.
Den vorhergehenden Vortrag über die Transformation von Organisationsformen habe ich verpasst. Anhand des X-Y-Menschenbildes erklärt Peter, wie sich Organisationen selbstverantwortlich organisieren können. Er nennt Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für erfolgreiche Selbstorganisation.
Als Leseempfehlung gibt uns Peter folgende Themen mit auf den Weg:
Daniel stellt sein terminal-basiertes Linux-Setup vor.
Jo stellt die “Localizer”-Extension vor, mit der Übersetzungen automatisiert an externe Dienstleister übertragen werden können. Aktuell steht eine Beta-Version zur Verfügung. Es werden noch Sponsoren für die Extension gesucht.
Der Besuch der diesjährigen Ausgabe des T3CRR hat sich wieder einmal gelohnt. Von der Location, den Teilnehmern bis hin zu den Themen hat alles gestimmt. Vielen Dank an die Organisatoren!